Nur vierundzwanzig Stunden waren mir in Hue vergönnt und so warf ich nach der Ankunft mit dem Bus schnell meinen Rucksack in den Schlafsaal und machte mich auf den Weg, um noch vor der Abenddämmerung die Stadt zu erkunden.

Den historischen Teil Hue’s – eine Zitadelle in der Zitadelle – erreicht man, wenn man den Fluss mit dem schönen Namen „Parfüm“ überquert und dann über eine weitere Brücke und eines der Stadttore vor gewaltigen und blickdichten Mauern steht. Aufgrund der späten Stunde war der Zutritt zum Inneren der Zitadelle schon nicht mehr möglich, aber ich habe es einfach den Einheimischen gleich getan und bin einmal um die Schutzwälle herumgelaufen und habe die Fülle an Lotusblumen bestaunt, die in dem ebenfalls zum Schutz dienenden Kanal wuchsen. Die Erbauer der Tempel und Paläste innerhalb der Zitadelle wussten noch nichts von Panzern und Luftangriffen. Dementsprechend waren sie für die Angriffe während der französischen und amerikanischen Kriege nicht gewappnet, und heute sind viele der Gebäude nur noch als Ruinen oder gar nicht mehr zu sehen. Aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden, die 4$ für den Eintritt lieber in meine Nahrungsmittel für diesen Tag zu investieren.
Der Markt wurde als guter Anlaufstelle für jegliche Mahlzeit empfohlen. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen und nachdem ich ein bisschen verloren an den Ständen vorbeigeschlendert war, winkte mich eine Frau zu sich in ihren Töpfen, in denen sie gelbe Nudeln hatte. Nudeln sind nie verkehrt und so setzte ich mich neben die anderen Esser auf einen Plastikschemel und verspeiste mein Abendessen für 10.000 VND (0,40€). Ab und zu wurde mit Gesten nachgefragt, ob es denn auch schmecke und mit jedem Kopfnicken wurde noch ein Löffel auf meinen Teller gepackt.
Diese ordentliche Portion Kohlenhydrate und ein geruhsamer Schlaf waren die Grundlage für den nächsten Tag. Es war ein Sonntag und er begann dort, wo der Samstag aufgehört hatte – auf dem Markt. Das bunte Treiben am frühen Morgen kann man sich nicht entgehen lassen. Ich bahnte mir den Weg durch Obst- und Gemüsestände, vorbei an den Fleischverkäufern und Frauen, die m.H. einer Bambusstange auf ihrer Schulter, an der zwei Körbe befestigt sind, die Waren in andere Teile der Stadt transportieren. Mit etwas Glück landete ich anschließend in einem netten Café in einer angrenzenden Straße. Wieder verließ ich mich auf das Winken der Besitzerin und wurde mit einem guten Kaffee und einer Kanne Tee belohnt. Um mich herum saßen nur Männer, was meine Beobachtung nun endgültig bestätigt, dass dieses morgendliche Ritual dem starken Geschlecht vorbehalten ist. Gut, dass ich mittlerweile schon gewöhnt bin, aus der Rolle zu fallen und trotz neugieriger und amüsierter Blicke die Aussicht auf einen der Kanäle genießen konnte.
Das Wasser formt die Stadt und man kommt nie weit, ohne wieder vor einer Brücke zu stehen, die über einen Kanal, einen See, den Fluss oder einen seiner Ausläufer führt. Ab und zu findet sich auch eine idyllische Insel (z.B. auf dem See Ho Thin Tam) und Lotusblumen, immer wieder Lotusblumen. Das Ufer ist oft gesäumt von Bäumen, deren Wurzeln sich die mächtigen Stämme hochzuschlengeln erscheinen.
Ein bisschen versteckt lassen sich auch einige buddhistische Tempel erkunden (z.B. Dieu De National Pagoda), die wie schon in Da Lat etwas Andächtiges ausstrahlen. Die jungen vietnamesischen Mönche haben bis auf eine Haarsträhne einen rasierten Kopf und dieses Mal war ich früh genug dran, um den Gesang der Mönche zu genießen und eine Hochzeitszeremonie mit einer wunderschönen, ganz in Rot gekleideten Braut zu verfolgen.

# Schlafen: Ngoc Binh Hotel
# Speisen: Lien Hoa